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Die Historische Interpretation  
   
 
 

„Wir machen Geschichte“

Große Worte, die etwas zugespitzt beschreiben sollen was wir machen. Es geht darum die Geschichte des Württembergischen Pionier-Bataillons Nr. 13 im Zusammenhang mit der Geschichte der Festung und Garnison Ulm um die vorletzte Jahrhundertwende herum zu vermitteln. Um einen Einblick in Funktionsweisen der Festung, des Militärs, der Gesellschaft und vor allem in die Gedankenwelten der Menschen einer vergangenen Zeit zu ermöglichen, die so nachhaltigen Einfluß auf die Gegenwart hatte wie kaum eine andere Epoche. Aus dem Bedürfnis heraus die Erkenntnisse, Überlieferungen und Forschungsergebnisse einer interessierten Öffentlichkeit anzubieten, stellte sich die Frage wie dies geschehen könnte, dies sollte nicht nur durch die üblichen Publikationsformen bewerkstelligt werden. Die Idee reifte, sich einer bereits bewährten Technik zu bedienen – Der Historischen Interpretation.
 
Die Fülle der Themen, ihre Nuancen und Zusammenhänge wenn möglich um- fassend zu vermitteln, dazu noch angepasst an die Bedürfnisse, Fragestel- lungen und Interessenschwerpunkte des Publikums, bedingen besondere Herangehensweisen und Darbietungsformen, vor allem wenn die Aufmerk- samkeit des Publikums über einen längeren Zeitraum hinaus erhalten bleiben, eventuell sogar noch gesteigert werden soll.
Wir versuchen als Dolmetscher / Übersetzter
(engl. = Interpreter), gekleidet und mit Gestus eines Zeitgenossen von damals, Geschichte für Wissbegierige zu „übersetzten“, stellenweise auch angereichert mit Elementen der Unter- haltung. Dabei handelt es sich trotz der authentischen Kleidung und des Einnehmens einer authentischen Rolle nur um eine Interpretation eines möglichen Vorbildes. Denn trotz eingehender Recherche kann der Anspruch einer originalgetreuen Darstellung einer realen Person in allen Einzelheiten (Rekonstruktion), wie Aussehen, Verhalten, Gedanken usw. niemals zu 100% erfüllt werden.
Die Historische Interpretation lässt sich in unterschiedliche Arten unterteilen:
Die „Demonstration“
Bei der „Demonstration“ werden Gegenstände, Bauwerke, Funk- tionsweisen, Tätigkeiten usw. dem Publikum erklärt und / oder Vor- geführt, zwar in historischer Ausstattung jedoch nicht in der Rolle als „Zeitgenosse von damals“, hierbei werden die heutige Sprache und Begrifflichkeiten durchaus verwendet, Bezüge zu späteren Zeiten und Entwicklungen aufgezeigt, auch auf das Rollenverständnis kann eingegangen werden. Aus dem Publikum sind jederzeit Fragen und Kommentare zugelassen. So ist eine Anpassung der Inhalte und das Eingehen auf die jeweiligen Publikumsgruppen jederzeit möglich.
Die „Szenische Darstellung “
Die „Szenische Darstellung“ nutzt Methoden des Schauspiels um historische Inhalte anschaulich in Spielszenen zu vermitteln.
Die „Zeitgenossen von damals“ verhalten sich auch wie seinerzeit und reagieren hierbei in der Regel nicht auf das Publikum, sie bleiben in „ihrer“ Zeit. Das Publikum hat hierbei nur die Rolle des Zuschauers, man kann aber auch sagen des „Zeitzeugen“. Die „Szenische Dar- stellung“ eignet sich um dem Alltag, spezielle Tätigkeiten und die Bezüge von Soldaten und Zivilisten zu verdeutlichen, Standes- unterschiede und Subordinationsverhältnisse aufzuzeigen.
Zum Teil kommt es auch zu Kombinationen und Vermischung beider Arten der Historischen Interpretation. So verbleiben die unteren Militärchargen meist in der „Szenische Darstellung“ und interagieren nur mit ihren Vorge- setzten, während der Vorgesetzte die „Demonstration“ nur kurz unterbricht um darauf zu reagieren, sich danach aber gleich wieder dem Publikum und der „Demonstration“ widmet. Das Wechseln der Arten kann auch zur Auflocker- ung einer Situation dienen, vor allem wenn das gerade behandelte Thema Längen aufweist und beim Publikum selbst „erlebte“ Begebenheiten lange Erklärungen überflüssig machen können.
Auch wenn oberflächlich betrachtet die unterhaltenden Elemente innerhalb der Historischen Interpretation schwer gewichtet sind, so errleichtert doch gerade diese Art der Wissensvermittlung den Zugang zum Publikum, weil diese als weniger trocken empfunden wird. Der Lerneffekt wird durch das „selbst“ erleben, das „Augenzeuge“ sein verstärkt und so oft gar nicht als „Lehrstunde“ empfunden, obwohl eigentlich klassischer „Frontalunterricht“ stattfindet. Selbstverständlich spielt auch der „Unterrichtsort“, ein echtes Festungswerk, eine tragende Rolle, ist dieser Ort doch echt historisch, die „Kulisse“ ist tatsächlich original. Das „erlebte“ wird zum Erlebnis.
 
Seit den 1930er Jahren werden Interpretationen in den USA zur Wissensvermittlung in den Bereichen Geschichte, Kultur und Natur ange- wendet, dabei wurde vielmehr auf Erfahrungswissen denn auf theoretische Ausbildung gesetzt.
1957 veröffentlichte Freeman Tilden eine, im Auftrag des US National Park Service entstandene, Zusammenfassung und Ausformulierung der Grundprin- zipien von Interpretationen, als Ergebnis von Beobachtungen der Praxis in den 1950er Jahren, in seinem Buch Interpreting Our Heritage.
 
 
 
 
       
     
     

© Christian Gollmar 2007 - 2010